Augen auf, sonst krachts!

Autofahren im Ausland? Kein Ding, in der Schweiz werden wir auf korrekte Fahrweise, Unfallprävention und umweltschonendes Spritverbrauchen vorbereitet. Das sollte also bei Biber und Elch, verschlafenen Vorstädten und gutmütigen Holzfällern eine kleine Sorge sein. Denkste! Auf kanadischen Strassen schwitze ich Blut, hupe, fluche… Aber schön der Reihe nach.

Mit dem Schweizer Führerschein lässt sich weltweit problemlos in ein Auto steigen. Wer aber länger als ein paar Monate in Kanada bleibt, muss den Ausweis der jeweiligen Provinz beantragen – in meinem Fall ist das Ontario. Da die Schweiz hierfür, wie in so vielen Fällen, ein Abkommen bereitliegen hat, müssen Schweizer in Toronto keine zusätzliche Fahrprüfung absolvieren. Geht schneller, kostet weniger. Eine gute Sache mit einem kleinen Aber.

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Den Schweizer Führerschein abgeben? Das kommt gar nicht infrage! Als mir die Schalterangestellte im Fahrzeug-Center aber unmissverständlich zu verstehen gibt, dass ohne eine Abgabe des alten Ausweises kein neuer ausgestellt werden kann, willige ich murrend ein. Ohne zusätzliche Prüfung darf der Fahrende keine zwei Führerscheine besitzen. Die bisherige Karte, die bald schon zehn Jahre alt ist, wird nicht etwa geschreddert, sondern nach Hause geschickt. Wohin? Das konnte ich zwar nicht herausfinden. Mir wurde aber versichert, dass dies schon an die rechte Stelle gesendet würde.

Nichts wie los auf die Strasse. Doch Autofahren hier hat es in sich, Linksabbiegen kann schnell gefährlich werden, wer an einer Kreuzung die kurze Zeitspanne nicht erwischt und mitten im Verkehr stecken bleibt. Für Neuankömmlinge sind zudem die Strassenschilder verwirrend – diese stehen oft direkt an oder bereits nach der Abzweigung. Bei sechsspurigen Autobahnen ist ein spontanes Abbiegen zwecklos. Zu Stosszeiten sind sogar diese Strassen verstopft. Und: Wer beim Spurwechseln blinkt, hat wenig Glück: Statt ihre Karosse zu drosseln, geben die Kanadier nämlich Gas. Wenn man dann, eine Ausfahrt verpassend, hupt und flucht, wünscht man sich direkt das gesittete Schweizer Strassenleben zurück.