Bitte zensieren – vorsichtshalber

Fernsehen, Filme und Videospiele ruiniert das Gedankengut der Kinder, hört man. Prävention heisst das Allerweltsmittel. Nicht etwa, indem man die Produktion kritischen Materials herunterschraubt, sondern Kinder und Jugendliche davon abhält, diese zu konsumieren. Einen ungewöhnlichen Aufklärungsweg schlagen die Nordamerikaner ein, die grosse Teile dieser medialen Überflut überhaupt zu verantworten haben. In den schiesswütigen USA greift diese Praxis ebenso sehr wie im waffenärmeren Kanada.

Sei es bei neuen Kinofilmen oder populären Fernsehserien – das Publikum gehört über deren Inhalte vorgewarnt. Wer sich seine Kinokarten online bestellt, wird bereits auf der Website des Kinobetreibers auf visuelle und verbale Gefahren hingewiesen. Wer Hollywood kennt, weiss, hier wird viel geflucht und noch mehr geballert. So kommt fast jede Filmankündigung mit Warnhinweisen.

prevention content warning

Coarse Language (vulgäre Sprache), Sexual Content (welcher Art auch immer) und Violence (nicht näher definiert) steht dann da. Oder Substance Abuse (Partydroge?), Scary Scenes (wenn ein Mann zu einer Ameise schrumpft) und Tobacco Use (frühere James Bonds lassen grüssen). Wer diese Auswahl definiert, ist schleierhaft. Auch, weshalb Szenen aus dem neuen Marvel-Film Ant-Man gruselig sein sollen, diejenigen aus Mission Impossible dafür nur gewalttätig.

Weniger relevant scheint in Kanada das Alter. Einzig auf die Begleitung der Eltern bei Kindern und Jugendlichen kritischen Alters wird knapp hingewiesen. Den Vormund davon abhalten, mit dem Nachwuchs einen unangebrachten Film zu schauen, tut dies aber kaum. Nicht selten sitzen Siebenjährige staunend im Kinosessel, wenn ein hilfloser Mensch von einem Dino mit Haut und Haar verspeist oder durch einen Roboter terminiert wird.

Auch zuhause flimmern Warnhinweise derart regelmässig in der Fernsehkiste, dass man sie automatisch mit den zehnminütigen Werbeunterbrechungen aus dem Gedächtnis streicht. Vulgärer Sprache hingegen wird kurzerhand der Ton abgedreht. Bei Talkshows um Sorgerecht, Stalker und Fremdgeher „beepts“ beinahe schon im Sekundentakt. Immerhin, die Kinder sind sicher. Obwohl sie sich vielleicht fragen, was sich hinter dem mysteriösen „Fa…Beeep“ verbirgt.