Was für eine dumme Kuh

In einer Stadt wie Toronto mit einem Ballungsgebiet von acht Millionen Einwohnern ist der Bedarf an fast allem gross – auch an Blut. Gerade in den Sommermonaten steigt die Bluttransfusion-Nachfrage, wer einen Spenderausweis besitzt, erhält regelmässig Nachrichten auf den Anrufbeantworter, die auf die Dringlichkeit einer Blutspende hinweisen.

Da ich schon eine Weile in diesem Land bin, warum nicht etwas Gutes beisteuern? In der Schweiz spendete ich regelmässig und war wegen meiner Blutgruppe ein gern gesehener Gast. Blood Donation sind hier über die ganze Stadt verstreut, einen passenden Termin auf die Viertelstunde genau reserviert man mehrere Tage im Voraus online, sonst sind die Zentren ausgebucht.

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So mache ich mich auf zum Aderlass – doch soweit sollte es nicht kommen. Erst läuft alles gut, Eintrittsformulare ausfüllen, Picks in den Finger zur Blutprobe. Danach der Fragebogen, der noch länger ist als derjenige in der Schweiz. Waren sie kürzlich dort, taten sie zuletzt jenes? Bereits hier fällt auf, dass der kanadische Blutspende-Dienst viele potenzielle Spender ausschliesst – besonders solche aus England und Frankreich.

In einem Zimmer kommt es zum Gespräch mit dem Krankenpfleger. Nochmals die Liste der verbotenen Länder, und eine weitere. Luxembourg, Holland, Belgien. Dann auch Deutschland, Österreich und ja, hier seht es schwarz auf weiss: Switzerland. Die Schweiz auf der schwarzen Liste? Was ist falsch mit unserem Blut?

Kühe. Wegen ihnen werde ich mit all denjenigen, die seit 1980 mehr als drei Monate in Europa verbracht haben, in Kanada nie Blut spenden können. So will es das Gesetz, das 1999 in Kraft getreten ist. Der Grund dafür ist „Mad Cow Disease“, die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Rinderwahnsinn. Da war doch mal was in den 90ern! Obwohl der Ausbruch längst Geschichte ist und Europäer wieder munter Blut spenden, bleibt die kanadische Regierung stur. In absehbarer Zeit werde ich mich also mit vollen Blutreserven herumbewegen – trotz Blutknappheit in den Spitälern.