Hockeyrausch in China

Was hat den der hier verloren? Eine Frage, die sich wohl der eine oder andere Besucher stellt, wenn er vor dem leuchtenden Hockeystand stehen bleibt. Ein Schweizer, der in Kanada lebt und für eine chinesische Firma an der weltweit grössten Messe um Kunden wirbt? Speziell. Aber genau das ist es, wohin mich die Jobsuche in Kanada gebracht hat. Kommunikation, Marketing und Verkauf für eine Textil-, Elektronik und Hockeyfirma in der Nähe von Shanghai.

Natürlich muss ich dafür nicht nach China ziehen – oder zumindest nur gelegentlich, wenn grosse Messen wie diejenigen in Guangzhou oder Hong Kong anstehen. Ansonsten arbeite ich von meiner Home Office in Toronto aus, oder anderswo in der weiten Welt. Wie ich diesen Job bekommen habe? Vitamin B für familiäre Beziehungen.

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Kaum habe ich mich in der neuen Berufsumgebung vertraut gemacht, steht auch schon Arbeit im fernen Osten an. Für mich heisst das Visum beantragen, was für China immer mit Mühen verbunden ist, 15,5 Stunden Direktfug bewältigen und mit dem Bus von Hong Kong in die triste Industriestadt Guangzhou fahren. Nach vier Messetagen führt mich die Fähre zurück in die (Noch-) Sonderzone Hong Kong für die zweite Messe, danach erneut nach Guangzhou für die Phase zwei und von dort nach Nantong, zwei Fahrstunden nördlich von Shanghai, wo Büro und Manufaktur meines neuen Arbeitgebers stehen.

Zwischen meinem Wohnort und diesem Teil Chinas liegen eine halbe Welt und satte zwölf Stunden Zeitdifferenz, zu meiner alten Heimat sind es immerhin sechs Stunden. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Dafür gibt es bei meiner neuen Beschäftigung kein morgendliches Gedrücke in der U-Bahn. Oder volle Arbeitszeiten alleine vor dem Computer.

Etwas Unvermeidbares bleiben aber kulturelle Barrieren und natürlich die Sprache. Was für mich bedeutet: Chinesisch büffeln. Denn die meisten meiner neuen Arbeitskollegen sprechen nämlich nur eine Sprache – und die ist nicht Englisch.