Immer wieder die alte Leier

Pendeln zur Arbeit – der ewige Kampf mit der Pünktlichkeit des ÖV’s und den eigenen Nerven. Überfüllte Zugsabteile, verspätete Busse, Stellwerkstörungen, Stromausfälle. Es ist ein Graus mit den SBB und ihren Partnern. Und eine Übertreibung. Okay, die Züge sind zu Stosszeiten oft übervoll. Und manchmal gibt’s anstelle des neuen Rollmaterials einen alten Ersatzzug. Nun stelle man sich aber ein Ballungsgebiet von 5,5 Millionen Menschen vor, auf deren Hauptverkehrsadern zwei U-Bahn-Linien, ein Privatzug und sonst nur Trams, Busse und Autos verkehren. Wenn sich morgens und abends die Pendlerströme im Zentrum und der Peripherie ergiessen, bedeutet dies vor allem eines: Chaos.

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Die Toronto Transit Commission (TTC), Herrin über Metro, Trams und Busse, galt einst als Vorzeigemodell ihrer Zunft. Effizient, gewinnbringend, modern, sauber. Heute ist sie nur noch letzteres. Gelegentlich. Seit 1972 schreibt das Unternehmen nur noch Defizite, die beiden Hauptlinien der Metro sind überfüllt und überbenutzt, die historisch anmutenden Einwagentrams langsam, die Busse holprig und unpünktlich. Neue Verkehrsmittel sind bestellt, doch der kanadische Lieferant Bombardier schlampt auch hier. Von etwa 50 neuen Trams ist erst eine Handvoll in Betrieb.

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Auch das Bezahlsystem der TTC wirkt altbacken: Monatskarten müssen beim Drehkreuz mühsam durch den Schlitz gezogen, Tagespässe wie Lotterielose aufgerubbelt, einfache Fahrten mit drei Dollar oder einem Münzstück genannt Token bezahlt werden. Wer etwa von der Metro aufs Tram wechselt, erhält einen Papierfetzen als Ticketersatz. Einsteigen darf man bei Tram und Bus nur vorne, doch die Fahrer, desinteressiert wie die meisten Angestellten der TTC, kümmert es herzlich wenig, wer mit welcher Art Ticket unterwegs ist.

Immerhin: An Wochenenden fährt die TTC ihre Kunden bis tief in die Nacht heim, obwohl zu später Stunde bloss per Bus und mit Halt an jeder Strassenecke. Wer an den Ausläufern der Stadt wohnt, benötigt hierfür schon mal zwei Stunden. Doch das Warten ist man sich ja schliesslich gewohnt.