Freiwillige vor – nichts leichter als das

Mitgliederschwund hier, fehlende Nachfrage da – das Vereinsleben und Milizsystem der Schweiz haben schon bessere Jahre erlebt. Zeit ist bekanntlich Geld, Letzteres haben Schweizer in der Regel, dafür Ersteres nicht. Gemeinden und Vereine tun einem leid, wenn sie Freiwillige für ein bestehendes Amt suchen. In Kanada ist das alles ein wenig anders. Volunteering gehört hier zum guten Ton und wird von Arbeitgebern im Lebenslauf geschätzt oder erwartet. Fürs gute Gewissen arbeiten kann man fast immer und überall, doch einen geeigneten Platz zu finden ist gar nicht so einfach.

Im Gemeinschafts- und Quartierzentrum YMCA etwa wuseln 24 Stunden am Tag Helfer jeden Alters in roten Jacken herum, aufgeschlossen und pflichtbewusst, als sei dies bezahlte Arbeit. Beim Wildlife Centre finden für Volunteers Informationsveranstaltungen und Vorstellungsgespräche statt, wobei auf der Website bereits vorgewarnt wird, dass bis auf Weiteres alle Tierpfleger-Stellen ausgebucht sind. Die Stadtverwaltung von Toronto lädt zum monatlichen Rekrutierungsabend, um kluge Köpfe und geschickte Hände fürs Planen und Durchführen von Anlässen zu gewinnen.

Das wuchtigste Projekt, dass die Stadt dieses Jahr stemmt, sind die Panam Games, ein panamerikanischer Grossanlass, der alle vier Jahre Sportler aus 41 Ländern an einem Ort versammelt. Im Juli und August wird dies Toronto sein. Schon früh hat das Organisationskommittee verlauten lassen: Es brauche über 23‘000 Helfer. Kein Problem. Die Wettkämpfe werden seit Monaten angekündigt, Aufrufe zum Volunteering laufen auf Radiokanälen und zieren U-Bahn-Plakatwände.

volunteeringvolunteer

Und das gemeine Volk leistet Folge. Tausende haben sich über die Online-Plattform bisher beworben, dem OK ihren Lebenslauf zugeschickt, ein interaktives Bewerbungsinterview vor laufender Webcam absolviert und warten nun auf ihre Einteilung. Einige werden im Vorfeld der Panam Games involviert sein, andere bei den Wettkampftagen selber. Damit die Volunteers auch zu guten Repräsentanten heranwachsen, werden sie mit Gutfühl-Informationsvideos eingedeckt. Denn geholfen werden soll schliesslich nicht nur für den Vorteil im Berufsalltag, sondern auch aus Freude.