Recyceln auf kanadisch

Die Verpackungsverwertung in der Schweiz ist eine Wissenschaft für sich. Welches Material lässt sich wie trennen? Schadet eine braune Flasche im Container der grünen? Wer holt wann die Zeitungsbünde ab? Gehört die Alufolie mit in die Tonne? Und was mache ich mit dem ganzen Plastik? Das sind Fragen, die sich in Kanada gar nicht erst stellen.

Wie ich feststellte, ist Recycling „bubieifach“. In den Hochhäusern von Toronto gibt es grundsätzlich zwei Arten, sich vom Müll zu trennen. Der Restmüll kommt in einen Plastiksack, der sich dann, sobald voll, auf dem Stockwerk über eine geheimnisvolle Rutsche ins dunkle Nichts hinunterstossen lässt. Gratis und franko.

Beim wiederverwendbaren Material hält es sich genauso einfach: Warum trennen, wenn man gleich alles in dieselbe Mulde werfen kann? Genau das tun sie zumindest in der grössten Stadt von Kanada. Papier, Karton, Dosen, Glas, Plastik – egal. Wobei interessant ist, dass Aluminium kaum recycelt wird, Plastikverpackungen dafür umso mehr.

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Am Hintereingang neben den Parkplätzen stehen die drei blauen Mulden, sie sind praktisch immer randvoll gefüllt mit dem, was die Leute als wiederverwertbar ansehen. Zuweilen sind das ganze Lampenständer oder zusammengerollte Perserteppiche. Irgendwann tagsüber brausen dann die Müll- oder eben Recycling-Trucks heran, um die Mulden zu kippen. Wohin sie fahren und welch armes Schwein sich dann mit dem Trennen die Hände schmutzig machen muss, bleibt ihr Geheimnis.

Dumm nur, wenn die Trucks mal nicht auftauchen. Denn wenn gerade im Winter die berüchtigten Ontario-Winde wehen, gibt’s kein Halten mehr: Plastikplachen, ja, ganze Kartons fliegen dann über die Strassen. Manch ein Baum erhält so eine ganz eigenwillige Bekleidung.

Bei den vielen Kaffee-Trinkern und Outdoor-Essern in der Stadt gibt’s an den öffentlichen Plätzen, Bus- und U-Bahn-Stationen entsprechend viele Mülleimer. Wobei im Recycling-Sack ein heilloses Durcheinander an Weggeworfenem herrscht. Die Torontonier scheinen das Prinzip des Recycelns durchaus verinnerlicht zu haben.