Alltag

Nach 106 Tagen, 12 Ländern, 20 nationalen und internationalen Flügen geht meine Reise zu Ende. Vollgepackt mit guten Erinnerungen und schmutziger Wäsche bin ich wieder im beschaulichen wie nebligen Walliswil bei Wangen gelandet. Die Rückkehr in den geregelten Alltag geht zwar noch etwas schleppend voran, aber immerhin Stück für Stück. Kein Wunder, bei all dem Erlebten in der grossen weiten Welt.

Schon oft bin ich gefragt worden, was denn nun die beste Destination, das beste Land der Reise  gewesen sei. Schwierig, eine Nummer 1 zu küren. In den USA gab es den Road-Trip, der gut und gerne noch einige Tage länger hätte sein dürfen, in Taiwan das gute Essen auf den Nachtmärkten, in Vietnam das stets Unerwartete, in Thailand das schöne Wetter und das wilde Nachtleben. Und Hawaii war ganz einfach Hawaii… Dann gibt es noch Japan, das mit seinen atemberaubenden Okinawa-Inseln, den höflichen wie warmherzigen Menschen und dem Essen ein geheimer Favorit ist. Wer mich besser kennt, wird jetzt wohl sagen: „Na, das war ja wieder mal klar.“

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Die bereisten asiatischen Länder waren zum Teil grundauf verschieden. Was aber alle gemein hatten, waren in der Regel freundliche und aufgeschlossene Menschen – und dies, obwohl sie wie in Vietnam oder Laos oft mit weniger im tagtäglichen Leben auskommen müssen, als wir uns vorstellen können. Asien, der Kontinent des Lächelns, gar schnell gewöhnt man sich daran und umso irritierender ist es, wenn man zurück in Europa teilweise wortlos bedient wird. Was hat mehr Stil: Wenn man die Quittung im Laden entweder mit beiden Händen, oder mit der linken Hand überreicht bekommt, während die rechte auf dem Herzen ruht? Oder wenn man bloss gefragt wird: „Quitting wöue?“

Eine weitere Erkenntnis, die ich während meiner Reise erlangt habe, ist: Wir leben in einem wunderbaren Land. Einerseits sind dies Aussagen der vielen Einheimischen, die ich getroffen habe. Schweiz? Ja die wird immer mit dem Paradies gleichgesetzt. Wunderschön, reich, sauber, sicher. Vielleicht etwas überspitzt oder klischiert, aber im Kern doch wahr. Beschweren tun wir uns trotzdem, über die Steuern, über den Nachbarn, die Arbeit, die zu kleine Wohnung, das Wetter und die SBB.

Doch wer gesehen hat, wie Koreaner zwölf Stunden bis zu sieben Tage die Woche arbeiten, wie Japaner in kleinen Studios leben, in deren Badezimmer sie sich kaum drehen können, wie loatische Kinder im Dreck und in Armut aufwachsen und wie die Bewohner Shanghais oder Hong Kongs unter der steten Smog-Glocke leiden, beginnt unweigerlich in anderen Relationen zu denken. Ein bisschen weniger Hadern, ein bisschen weniger Pessimismus, dafür etwas mehr Geduld und mal ein Lächeln anstelle eines „Lätsches“. So schwierig kann es doch nicht sein.

Mit diesem letzten Blogeintrag verabschiede ich mich (vorerst). Bei den regelmässigen Blog-Lesern möchte ich mich für die Treue bedanken und hoffe, das Gelesene war ebenso lehrreich wie für mich das Erlebte. Eine neuerliche Reise wird folgen, irgendwann…