Nur raus aus den Massen

Die Fläche Hong Kongs ist zwar nicht gerade riesig, die Bevölkerungsdichte in der Metropole selber aber immens. Es wirkt fast so, als sei die Stadt in der chinesischen Sonderverwaltungszone versehentlich in die Müllpresse geraten – derart komprimiert, derart in die Höhe geschossen ist hier alles. Wem wie mir in den vier Tagen die unaufhörlichen Menschenströme zu viel werden, der ist definitiv reif für die Insel. 

Überfüllte U-Bahnen, verstopfte Strassenschluchten, stark frequentierte Märkte; Hong Kong hat alle Aspekte einer Grossstadt zu bieten. Im hektischen Treiben inmitten von sieben Millionen Menschen und vielen, vielen Touristen will so gar keine weihnachtliche Besinnlichkeit aufkommen. Bei 26 Grad tagsüber und all den chinesischen Gesichtern helfen auch die Girlanden, leuchtenden Sterne, kitschigen Christbäume und Weihnachtsmänner wenig. Wer sich in New York ein wenig ausklinken will, kann dies etwa im Central Park tun. Auch London hat eine Handvoll Parkanlagen, in denen man sich weitab des städtischen Trubels wähnt. Doch was ist mit Hong Kong?

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Hier gibt es im Grunde zwei Optionen: Entweder fährt man mit U-Bahn und Bus nördlich oder nordöstlich in die New Territories, dem dünnbesiedelten Gebiet, das sich bis an die chinesische Grenze zieht. Die bergige und naturbelassene Landschaft ist besonders bei Wanderern beliebt. Oder, wer es einfacher will, begibt sich auf Hong Kong Island zu den Piers und steigt in eine der Speed-Fähren. Diese steuern in 30 Minuten bis einer Stunde die vielen kleinen Inseln an, die in der ganzen Bucht um Hong Kong verstreut liegen.

Eine dieser Inseln ist Lamma, stündlich mit der Fähre von zwei Seiten angefahren. Lamma braucht den Vergleich mit einer griechischen Insel nicht zu scheuen. Das Tempo ist ein oder zwei Ticks langsamer, die Wanderwege führen durch Wälder und zu verlassenen Stränden. In den zwei kleinen Ortschaften der Insel verkaufen Händler frischen Tagesfang, Handarbeiten, Tee und Glace.

Auf der Insel sind, obwohl von fast 6000 Menschen bewohnt, fast nur Tagesausflügler zu sehen. Die chinesischen, langärmlig, Sonnenschirm, sich vor den Strahlen schützend und immer darauf bedacht, die edle weisse Haut zu bewahren. Und die westlichen, die, zumindest die Männer, unbekümmert oben ohne durch die Gegend marschieren, sich an den Stränden sonnen und sich dann und wann ein Bad gönnen. Auf Hong Kong Island selber kann man mit der U-Bahn, der MTR, an die äusseren Enden der Stadt fahren, in einen der Busse steigen und über Stock und Stein an die Küsten hinter den waldigen Hügeln fahren. Oder man nimmt die Gondelbahn auf einen der höchsten Hügel und besucht die riesige Buddha-Statue.

So oder so: preislich ist Hong Kong alleweil attraktiv. Ein Ticket für eine halbstündige Busfahrt kostet umgerechnet keinen Franken, eine normale U-Bahnfahrt ebenso. Ein Retourbillet für eine Inselfahrt gibt es bereits unter vier Franken, eine Überquerung mit der Fähre von der einen auf die andere Stadtseite für 30 Rappen. Und eine Mahlzeit in einem der vielen Strassenrestaurants kostet in der Regel nie über zehn Franken. Selbst Importware, etwa japanisches Bier, Coca Cola oder Mc Donalds sind hier weitaus günstiger als im Herkunftsland. Wer hätte das gedacht…