Nebelgeschichten

Zwei, drei Meter, dann verschlucken dichte Nebelschwaden die Sicht nach unten. Wütende Winde heulen über die Twin Peaks, zerren an Jacken und Autos. Niesel klatscht gegen die Windschutzscheibe. Es ist kalt. Nach einer Fahrt über steile Hügel und tiefe Strassenschluchten stehen wir auf dem höchsten Punkt von San Francisco. Gegen diese Metropole ist Solothurn mit seiner herbstlich-nebligen Aare ein Dreck.

Nach der drückend heissen Wüstenfahrt und der bergigen Querung der Sierra Nevada präsentiert sich uns an der oberen Westküste Kaliforniens nun ein völlig neues Bild. Die Stadt, von der sogar New Yorker schwärmen, hat einiges zu bieten: gefährlich abstürzende Strassen, verschnörkelte Häuschen, lange Seepromenaden, gemütliches Innenstadt-Shopping und natürlich Touristenmagnete wie die Golden Gate Bridge, die wir bereits mit unserem Mietauto überquert haben, oder die ehemalige berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz. Wir wohnen für zwei Nächte etwas ausserhalb bei Freunden, die uns in chinesischem Sightseeing-Tempo ihre Stadt zeigen. Doch auch so fällt unser Urteil eindeutig aus: San Francisco ist definitiv ein Plätzchen zum Verweilen. Trotz ständiger Wetterkapriolen.

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Doch schon bald zieht es uns weiter südwärts. über Monterey führt unser Weg auf der Route 1 direkt der Küste entlang, es ist eine kurvige Fahrt, immer wieder hoch und runter – die Strasse scheint am schroffen Felsabhang zu kleben. Bis hierhin ziehen sich einzelne Ausläufer des nördlichen Nebels, bis die kalifornische Sonne auch die letzten von ihnen endgültig verjagt. Entlang der Strasse gibt es Aussichtspunkte auf steile Klippen, alte Leuchttürme und dösende Seelöwen. Je weiter südlich wir gelangen, desto mehr nimmt die bergige Szenerie ab und macht Feldern und Sandstränden Platz.

In Santa Barbara, einer Bade- und Partyhochburg kurz vor Los Angeles, machen wir Rast, jedoch ohne Hotel. Praktisch alle Zimmer sind ausgebucht oder überteuert. Wir entscheiden uns, das viel zu kurze Nachtleben bis halb zwei Uhr morgens zu geniessen, kurz im Auto zu schlafen, um danach noch nachts direkt in die Stadt der Engel, Reichen und Filmstars weiterzufahren. Los Angeles selber ist derart weitläufig, dass man ein eigentliches Stadtzentrum vergebens sucht. Es gibt Gebiete wie Santa Monica, Long Beach, Hollywood oder Downtown, doch wirklich sehenswürdig sind diese für uns nicht. Dafür finden wir an den riesigen Sandstränden gefallen, die es hier zuhauf gibt.

In wenigen Tagen schon endet unser Roadtrip. Zu zweit werden wir nun ins geschichtsträchtige San Diego an der mexikanischen Grenze fahren, um von dort den Flieger weiter westwärts zu nehmen. Nächster Stopp: Hawaii!